Back in the hood, I`m not in my boots, so I`m not in the mood for the being in roots

Als ich am Mittwoch wieder hier in Las Canas ankam, erschlug mich die Hitze foermlich. Ausserdem war ich gedanklich und gefuehlstechnisch noch nicht wieder bereit Abenteuer zu haben. Doch mein Ehrgeiz und vielleicht auch mein Ehrgefuehl zwangen mich dazu erneut ins Dorf zurueckzukehren. Nach 2 Wochen ist an Aufgabe nicht zu denken. Der Tag wurde schrecklich. Ich kam nach „Hause“ und alles schien grausamer als je zuvor. Die Betten haerter, die Klos dreckiger und brillenloser, die Duschen kaelter und die Menschen gehaessiger. Auf jeden Fall war dies der erste Tag an dem ich etwas verspuerte, was dem deutschen Begriff „Heimweh“, auf Spanisch interessanterweise Nostalgia, nahe kommt. Es ging mir wirklich schlecht… Daran konnte „New Police Story“ mit Jackie Chan auch nur bedingt was aendern, weil der Plot zwar gut war, aber die Umsetzung recht brutal und die Kitschszenen zwischendurch echt nervenaufreibend sind. Aber das kennt man ja von Jackie. Zurueck zum Thema. Es war echt schwierig nicht stetig zu schniefen, aber ich hatte das Gefuehl ein Gesicht wahren zu muessen. Wahren vor meinen Kollegen, wahren vor meinem Gastbruder, der einer meiner Schueler ist und irgendwie auch wahren vor mir selbst. Meine kurzerhand zur Vertrauten ernannte Englisch-Kollegin versuchte mir jedoch zu erklaeren, dass ich kein Gesicht zu wahren habe, weil mich noch niemand so richtig kennt. Ob mich das ueberzeugte, werde ich euch nicht verraten…

Ein weiterer Tiefschlag an den letzten Tagen war fuer mich die Abwesenheit des Internets. Ich hatte den Blog von gestern schon am Mittwoch abschicken wollen, aber es gab kein Internet und das hat mich staerker aus der Bahn geworfen, als ich erwartet haette. Ausserdem wollte ich zurueck nach Morelia, zurueck zu vertrauten Menschen, zurueck zu vertrauter Waerme. Nicht das ich hier keine Waerme erfahre, aber nichtsdestotrotz ist sie nicht zu vergleichen. Wenn ich im Nachhinein ueberlege; eigentlich hatte ich kaum einen Grund mich schlecht zu fuehlen, nicht wenn ich meinen Zustand mit dem der anderen Freiwilligen vergleiche. Kaelte, der Wohnzustand meines ersten Wohnorts, eine 28-Stunden-und-mehr-Woche und keine Spanischkenntnisse waeren sehr viel unertraeglicher. Aber irgendwie beruhigt mich das nur minimal.

Nun jedoch zu gestern. Gestern fing der Tag besser an. Ich ging in die Schule und versuchte vergeblich den 2 niedrigeren Klassen Adjektive (Primero) und ihre Steigerung (Tercer) beizubringen. Ich hatte zwar keinen Erfolg, habe mich aber trotzdem irgendwie gut dabei gefuehlt. In der Quinto dann habe ich nur Ausspracheuebungen gemacht und versucht sie etwas auf Englisch erzaehlen zu lassen. Hat auch nur maessig geklappt, aber dafuer waren sie hier lernwilliger.

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Inzwischen ist das zuvor erwaehnte gestern ein vorgestern, weil ich anders als geplant, es nicht geschafft den Blog gestern abzuschicken.

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Als ich also vorgestern aus der Schule heimkam, ging es gottseidank besser als den Tag zuvor. Die Herausforderung des Unterrichts hat mich wieder etwas hochgezogen. Aber noch immer plagte mich die Frage, was ich denn das Wochenende ueber tun wuerde und wo ich sein wuerde und ob ich die Gesellschaft meiner vertrautesten Reisebegleitung geniessen duerfe. Da ich kurze Zeit kein Internet hatte, sowieso kein Telefon und sie sich per Internet auch nicht gemeldet hatte, war ich sehr ueberfragt, wie ich sie denn nun erreichen koenne. Wie ich zuvor jedoch nicht wusste, ist es auch moeglich aus meinem Dorf (wie auch immer es technisch gesehen funktionieren mag) rauszutelefonieren. Dies geht in einem kleinen Laden mit Dingen, aehnlich den deutschen Telefonzellen. Es wird erst die Nummer angerufen und wenn die andere Seite reagiert, klingelt das Telefon in einem der Haeuschen. Ich also flugs versucht *zensiert*  (die Person moechte nicht genannt werden) zu erreichen. Ich scheiterte. Auch als ich ihren Direktor anrief. Eneut spuerte ich einen Anflug von Depressionen in mir aufwallen. Gluecklicherweise hatte Tere, die Englischlehrerin und oft genug mein gefuehlter Engel, die glorreiche Idee, es einfach erneut bei meiner „Kollegin“ zu versuchen und ich hatte Erfolg. Da es mit 5 Pesos pro Festnetz- und 6 Pesos pro Handy-Minute nicht uebermaessig guenstig ist, versuchten wir uns urz bzu fassen und sprachen nur ueber das Wesentliche. Wann? Wo? Lazaro Cardenas am Wochenende. Und da sind wir auch grade. Doch dazu spaeter noch, falls ich das noch in den diesen Eintrag mit reinklatsche.

Als wir dann (ich freudestrahlend, Tere belustigt ueber meinen Launenumschwung) zuhause angelangten, nahmen wir einen weiteren meiner Nah/Fernziele in Angriff. „Flan“ machen. Flan ist eine puddingkuchenaehnliche Karamellspeise, die mithilfe von Dampf ihre fluffige Konsistenz erreicht. Ich habe natuerlich fleissig das Rezept mitgeschrieben und ueberlege, ob ich euch daran vielleicht auch teilhaben lasse. Spaeter. Es ist auf jeden Fall gut gelungen und auch gut angenommen worden als ich es in Lazaro Cardenas ueberaschungsgeschenkhalber ueberreichte.

Die Fahrt mit meinem Mathelehrer nach Lazaro Cardenas war recht amuesant, wenn auch nicht immer ganz unanstrengend, da er ein sehr gesten- und lautstaerkereicher Mensch ist (wie ich es niemals von mir behaupten wuerde…….) und Schnulzen liebt. (Seinen Matheunterricht gestaltet er aber aus sich heraus dementsprechend spannend, da jedes x eine neue Bedeutung bekommt, wenn es mit einem „OJO!“, also „AUGE!“, in doppelter Zimmerlautstaerke, garniert und mit funkelnden Augen an die „veraengstigte“ Schuelerschaft transferiert wird 😉 )

Als wir dann gegen 11 in Lazaro ankamen, wurde ich zuerst seiner Freundin und dann seinen Eltern und dann seiner Familie, samt 2 Schwestern und Neffe und Neffin und Co vorgestellt. Alle nett. Wie sonst? Dann schnappte er sich sein Moped aus der Garage und mich noch dazu und wir cruisten durch die Stadt. Genausowenig wie ich vor meinem Fuehrerschein nicht gedacht haette, je Gefallen am Autofahren zu finden, so erging es mir auch mit dem Moped fahren. Mich packte schon ein wenig der Geschwindigkeitsrausch, wobei Geschwindikeit hier auch relativ gesehen werden muss, da es keine echte Geschwindigkeit war, sondern nur das Zusammenspiel von mexikanischem Fahrstil mit Gegenwind, welches mir die 50 km/h Spitze erheblich mehr erscheinen liess.

Zwischenzeitlich lud er mich zu einer Kokosmilch vom Strassenrand mit Eis ein. Zwickmuehlenalarm! Lasse ich meine gute Erziehung sausen und sage ihm, dass es mir nicht schmeckt, da es mir vorkommt wie saure Milch mit Kokosflocken oder gehe ich das Risiko ein krank zu werden und nehme Uebelkeit in Kauf, mache in aber gluecklich in dem ich es austrinke? Ich waehlte die erste Variante, da ich hoffte mich auf seine Liberalitaet verlassen zu koennen. Meine Entschuldigung im Anschluss meines Verschmaehens schien er wohlwollend in Kauf zu nehmen und auch sonst schien er nicht uebermaessig beleidigt zu sein. (M)ein Glueck!

Auf dem kleinen roten Superflitzer machten wir uns also auf die Suche nach Hotels, da Hostels hier nach seiner Aussage nicht zu finden seien und die Hotels eh Hostel-Preise und Qualitaet haetten. Das erste, was wir fanden, war ganz in Ordnung, nichts grossartiges, aber mit AC, was hier ebenso wie im Dorf, das Sein erst richtig ertraeglich macht, 400 Pesos gekostet haette. Erst dachte ich: Egal, Hauptsache in Zentraumsnaehe und das billigere Zimmer fuer 300 hat ja immerhin einen Deckenventilator. Das dachte ich solange bis ich das zweite Hotel gesehen habe. Ein riesiges Zimmer, mit einem Doppelbett, in das 5 Leute (die sich moegen) reinpassen wuerden, mit Lampen in drei verschiedenen Farben, Fernseher, Klimaanlage und das ganze fuer schlappe 310 Pesos. Gebongt, oder? Aber der Hammer kommt erst noch… Mein netter Mathelehrer wiederholte die Frage der Hoteldame, ob wir nicht lieber ein Zimmer mit „whatever“ fuer 370 Pesos die Nacht haben wollen wuerden. Ich konnte weder ihn, noch sie, verstehen, noch konnte ich das Wort, was ich hoerte, mit einem Wort abgleichen, was dem meinigen Wortschatz innewohnte. Also bat ich einfach darum es mir zu zeigen. Das Wort war „Jacuzzi“, Whirlpool. Ist das zu glauben? Ein Zimmer mit integriertem Whirlpool und AC fuer weniger Geld als ein Zimmer mit AC in einem anderen Hotel. Da fiel die Wahl nicht schwer. Dort haben wir auch unseren wohlverdienten udn kuehlen Mittagsschlaf verbracht. 

Die Nacht zu heute haben wir jedoch bei ihm, Daniel, dem Matheprof uebernachtet, weil er meinte, dass wir doch eine Nacht bei ihm sein sollten, dann zahlen wir nicht so viel und die Beqemlichkeit die wir suchten (Deshalb auch Hotel) findet man auch bei einer Nacht. Wie wahr… Durchgefuettert und betuettelt von der Mutter, liess es sich bei ihm auch nicht allzu schlecht aushalten. Trotzdem freuen wir uns nun auf ein bisschen historischen (da lange her) Luxus und eine Nacht in angenehmer Temperatur, nicht wahr, J?

Nun sitzen wir in einem Internetcafe und taddeln wie wild auf den Tasten, um moeglichst viel Infos in kurzer Zeit an viele Menschen zu senden. Da hab ichs mit dem Blog natuerlich einfacher als J, die Hunderte Mails schreiben muss. Gleich suchen und finden wir hoffentlich auch ein Cafe oder einen Oxxo-Supermarkt, der auch guten Cafe verkauft, da wir beide das Beduerfnis nach heissen Koffein-Getraenken haben. Dann gehts noch an den Strand und heute gibts dann vielleicht Tequila, Party und tolle Musik, zusammen mit Maren und Mathelehrer Daniel in dieser „wunderschoenen“, ueberhaupt nicht warmen und eh vollkommen einladenen Stadt in der Tierra Caliente!

Auf bald, ihr Ban(anen-S)ausen!