Melancholibri

Hallo.

Da ihr diesen Blog geöffnet habt, – wovon auszugehen ist, wenn ihr das lest – denke ich, dass euch mein Befinden interessiert. Tja, wie geht es mir? Es schwirrt grad einiges in meinem Kopf herum. Am ehesten beschreibt es glaub ich der Bandname einer Band mit der wir (Megrim) am 10. im Göttinger Nörgelbuff auftreten werden: „Habit vs Dream“. Ich fühle mich hin- und hergerissen zwischen Gewohnheit und Traum, Routine und Alltagsflucht, Romantik und Aufklärung, Rationalität und Irrationalität.

In weniger poetischen Worten ist es schwieriger auszudrücken, aber wahrscheinlich muss ich es, da mein Über-Ich mich dazu nötigt… meinen Lesern zuliebe.

Auf Beispiele übertragen wäre da zuallererst Mexiko. Es ist ein großer Wunsch, den ich lange in mir trage, die Welt zu erschließen und warum nicht mit Mexiko anfangen. Menschen helfen mit etwas was man kann. Englisch. Auf Menschen zugehen. Lehren. Aber… Wer sagt mir, dass ich das wirklich kann? Mein Selbstvertrauen. Und da haben wirs wieder. Weil ich denke, dass ichs kann, denke ich, dass ich können werde. Doch dann kommen wieder die Zweifel. Wenn ich mir überlege, wieviele Dinge ich manchmal hier in Deutschland versuche zu verwirklichen und diszipliniert ein Ziel zu erreichen; und scheitere… und dann gen Mexiko blicke mit denselben Gedanken im Kopf, frage ich mich wirklich, ob ich das schaffen kann, einem Haufen, Grüppchen, einer Menge an Schülern, die meine Sprache nicht sprechen etwas beizubringen und zusätzlich mit den anderen Dinge die mich beschäftigen, fertig zu werden. Dinge, die sich in vielfältiger Form ergeben könnten. Heimweh, Einsamkeit, Mitleid angesichts großer Armut, Abscheu gegenüber verschwenderischem Reichtum und Wolllust, Langeweile, Überforderung, Ansichtenkarambollage, Übersensibilisierung. Angst und Hoffnung reichen sich die Hand und folgen dem Duo vor ihnen; Zuversicht und Befürchtung. Ich liebe die Paraphrase ohne Inhalt, die Leerformel, die Floskel. (Und ganz nebenbei auch das Trikolon) Aber wenn ich wüsste, wie ich das Chaos in meinem Kopf artikulieren könnte, was ganz nebenbei auch mir Ruhe verschaffen würde, würde ich es zweifelsohne tun.

Auch wenn der Vorherige nicht so richtig beendet ist, kommt nun der nächste Punkt unter der Vorherrschaft des ersten Absatzes. Nächster Traum. Die Band. Seit Anbeginn unseres Bestehens, von Narcotic von Liquido, Atwa von Soad, über den ersten Song zum ersten Auftritt, träume ich davon, eine größere Menge von Menschen mit Musik zu begeistern. Und damit meine ich jetzt nicht nur Menschen, die uns bereits kennen, aus Freundschaft zum Konzert kommen usw. Sondern auch völlige Neulinge. Auch wenn ich an der musikalischen Gestaltung nur bedingt meinen Anteil beisteuerte, fühle ich mich aufgrund der Texte, die ich schrieb und Zeit, die ich verbrachte, völlig zugehörig zu dieser Band. Nun haben wir auch die Illusion verwirklicht ein Album herauszubringen. Bald werden wir es in Niedrigstückzahl vertreiben. Nun kommen wieder die Ängste. Sind 100 Stück zuviel? Wird das Album auch bei den Menschen ankommen? Kommen überhaupt genug Menschen zu den Konzerten? Werden wir gemocht werden? Darf man hoffen oder stolz sein? Sollte man lieber pessimistisch sein um nicht aufgrund zu hoher Erwartungen desillusioniert hinabzufallen? Werden wir genug Zeit zum proben haben? Werden wir lächerlich erscheinen? Ist dieser ganze Artikel purer Stuss, weil ich viel zu viel über mein Innerstes preisgebe und das euch gar nichts angeht oder ihr hinterher verstört seid? Bin ich ein „from-society-so-called“-EMO? (Ich hasse diesen Begriff!)

Selbigen Absatz könnte ich nahezu kopieren, weil die Veröffentlichung der Anthologie mit der Ag, die ich mitgeleitet habe, ebenso viele Fragen offen lässt, wie die des Albums. Wird es sich rentieren und hat sich der Aufwand gelohnt? rhabarberababarabbar!

Nicht zuletzt denke ich über einen großartigen Film nach, den ich gestern auf NDR gesehen habe. Kammerflimmern. Sehr melacholisch und sehr tiefsinnig. Und mich hat er zudem verstört. Die Intensität, die er transportierte, habe ich selten erlebt. Aber seht ihn selbst! ich beschränke mich lieber wieder auf Leerformeln und nichtssagende subjektive unbegründete Wertungen.

Gerne würde ich auch von einem anderen Kapitel meiner momentanen Umwälzungen berichten und euch teilhaben lassen, aber der Bereich „O+“ (Entschlüsselt ihr das Pseudo-Rätsel?), würde einigen der potenziellen Leser zuviel über mich verraten und wäre wahrscheinlich auch nicht gut für Personen, die ich erwähnen würde. Schade, dass dies Tagebuch so verdammt öffentlich ist. Aber wo wäre der Reiz ohne das Risiko des gläsernen Gedankens?